Affalterbacher Jugendliche sammeln selbst Spenden für ihre neue Pumptrack-Anlage – Gemeinde hat 70.000 Euro im Haushalt eingeplant
Sie wollten nicht nur fordern, sondern auch selbst etwas tun: 10.000 Euro wollen die Pumptrack-Kids zu ihrer neuen Pumptrack-Anlage – eine asphaltierte Strecke für Mountainbiker – mit Spenden selbst beisteuern. Und es sieht gut aus: 7.570 Euro haben sie schon zusammen, 70.000 Euro hat die Gemeinde für die Anlage am Bolzplatz eingeplant.
Für Jugendliebe ist das Angebot in Affalterbach überschaubar, für Kinder gibt es Spielplätze, auf dem Lemberg noch eine leicht verrottete Halfpipe. "Außer Sandkasten und Vereine gibt es nicht viel", bringt es Fynn auf den Punkt; Deshalb gehen die rund 15 Jugendlichen zwischen neun und 13 Jahren abends und am Wochenende mit ihren Mountainbikes in den Wald, um sich da auszutoben. Die Strecke dort ist natürlich nicht mit einer echten Pumptrack vergleichbar. Außerdem plagen einen im Sommer die Stechmücken, klagt Noah.
Fynn, sein Bruder Jano sowie Mia und Leni waren daher hellauf begeistert, als sie beim Sommerfest der Firma, bei der Fynns und Janos Vater Holger Heit arbeitet, eine mobile Pumptrack-Anlage ausprobieren durften. "Es war witzig, über die Hubbel zu fahren", sagt Leni. Es sei doch etwas ganz anders, auf einer professionellen Anlage zu fahren, als wenn man nur mit dem Rad in die Schule fährt, fügt Mia hinzu. Auch Holger Heit fand die Anlage cool und informierte sich beim Anbieter. "Von da an habe ich doch einen leichten Druck verspürt, mich weiter um das Thema zu kümmern", sagt Heit lächelnd. Er informierte sich über die Kosten – ab 20.000 Euro aufwärts – die Kinder diskutierten über Standorte: Am Lemberg oder im Freizeitgebiet Dorfwiesen. In einem Brief an Bürgermeister Steffen Döttinger listete Heit die Vorteile einer Anlage auf: Es kann von Drei- bis 99-Jährigen mit dem Roller, dem Rad, lnline-Skates, dem Skateboard genutzt werden. "Wir haben beobachtet, dass die Kinder aufeinander Rücksicht nehmen und selbst Dreijährige mit ihrem Laufrad auf den Anlagen unterwegs sind", berichtet Heit von Erfahrungen aus anderen Gemeinden. Der Pumptrack fördert Bewegung, Koordination und Ausdauer an der frischen Luft und hat das Qualitätssiegel "besonders entwicklungsfördernd" der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung. Es entstehe ein sozialer Treffpunkt im Ort, die Kinder müssten nicht nach Erdmannhausen in den Bike-Park oder nach Poppenweiler an die dortige Anlage pendeln. Auch sei der Pflegeaufwand durch die asphaltierte Fläche überschaubar, die Anlage ist fast das ganze Jahr über nutzbar. Auch will Heit dafür werben, dass die Anlage nachhaltig im Gemeindeleben verankert wird. Die Schule könnte zum Beispiel dort für die Fahrradprüfung üben.
34 Unterschriften hatte Heit im Vorfeld gesammelt. In einem Gespräch überzeugten die Kids den Bürgermeister bei Capri-Sonne und Gummibärchen vollends. "Radfahren macht mehr Spaß als Fußball", betont auch Noah. Deshalb das Angebot, selbst Geld zu sammeln. "Wir waren bereit, selbst etwas dafür zu tun", sagt Heit, der dann die Werbetrommel bei Affalterbacher Firmen rührte. Mit Erfolg. 7.570 Euro haben die Jugendlichen schon zusammen, 2.500 Euro gab es aus dem „Give-A-Cent-Programm" von AMG, die zweithöchste Spende kam von der Firma Schwarz & Rohloff aus Affalterbach. Im September fasste der Gemeinderat den Beschluss, die Pumptrack-Anlage zu finanzieren, allerdings beim Bolzplatz im Sportgelände Holzäcker. Der Standort wird zwar von einigen "als zu weit weg empfunden", aber wichtiger ist, dass es nun bald losgehen soll. Ende Januar soll der Gemeinderat die Gestaltung endgültig beschließen.
Besonders wichtig sind den Kids die "Kamelhöcker": Die Wellen sind hier nicht so tief, so dass man sowohl normal darüber fahren, aber auch springen kann. "Die größeren Sprünge machen richtig Spaß", betont Eric. Leni möchte auf keinen Fall auf die "fiesen Kurven" verzichten, in die man sich mit dem Rad hineinlegen und Schwung holen kann. Ein paar Sitzgelegenheiten wären auch nicht schlecht, denn nach drei bis vier Minuten auf der Anlage braucht man eine Pause. "Wenn man es richtig macht, ist es sehr anstrengend", sagt Eric.
Jetzt soll es endlich losgehen, dass es so lange dauert, haben die Kinder nicht erwartet. Ziel sei aber, so Heit, dass die Anlage in diesem Jahr noch fertig wird. Und mittelfristig könnte man
Slacklines, Balancierstämme oder eine Kletter- oder Torwand aufstellen.